Zünfte Einsiedeln

JUBILÄUM. Im Jahre 2021 wurde aus Anlass des 400-Jahr-Jubiläums der vier löblichen Zünfte von Einsiedeln eine Stele geschaffen und am oberen rechten Rand des Klosterplatzes errichtet und feierlich eingeweiht. Die Stele mit ihren vier schlanken Denkmalstützen symbolisiert in erster Linie die vier hiesigen Zünfte und gleichzeitig auch ihr ansehnliches Alter von 400 Jahren. Idee und Konzept der Säule stammen von Toni Ochsner, nicht nur ein kreativer Graphiker, sondern zugleich Mitmeister der Metzger- und Bäckerzunft.

DIE ZÜNFTE. In Einsiedeln gibt es heute vier Zünfte. Die Zunft der “Geschenkten“, der “Metzger und Bäcker“, der “Schneider- und Weber“ und die der “Schuhmacher“. In früheren Zeiten hatten in der “Waldstatt“, dies der historische Namen für Einsiedeln, noch andere Berufsleute wie die “Bättlidreher“ (die Handwerker kleiner Devotionalien), die Hafner, die Goldschmiede, die Gerber, die Zimmerleute u.a.m. ihre eigene Zunft.

GESCHICHTLICHES. Die Zünfte Einsiedelns reichen bis ins 15. Jahrhundert zurück. Das älteste noch erhaltene relevante Schriftdokument ist eine für die Zunftbruderschaft ausgestellte Urkunde, die am 29. Juni 1620 vom damaligen Fürstabt des Klosters Einsiedeln, von Abt Augustin Hofmann, unterzeichnet worden ist. Allerdings hatten die Einsiedler Zünfte politisch nicht das gleich grosse Gewicht wie z.B. diejenigen von Zürich, weil in alten Zeiten hier der Fürstabt sowohl die geistliche wie auch die weltliche Führung innehatte.

BEDEUTUNG. Im Jahre 1650 schloss sich die Einsiedler Handwerkerbruderschaft unter Mitwirkung des Klosters der römischen Erzbruderschaft an und nannte sich “Bruderschaft der Zünfte und Handwerker unter Anrufung des hl. Mauritius und des hl. Michaels zu Ehren des hochheiligen Altarsakramentes“. Damit verpflichteten sich die Zünfte vermehrt auch zu kirchlichen Aufgaben. So kam den Zünften bei Prozessionen nun häufig auch die Ehre zu, den Baldachin (Himmel) und die den Himmel begleitenden Stablaternen zu tragen. Eine weitere vornehme Aufgabe der Zünfte bestand lange Zeit darin, die Beerdigungen mit Fahne und Heiligenfiguren würdevoll zu begleiten sowie für die Pflege eines wohlgeordneten, schmucken Friedhofs besorgt zu sein.   

SOZIALES. In den Jahren von 1500 bis 1900 waren die Zünfte die wichtigsten beruflichen Verbindungen der verschiedenen Handwerker und Kaufleute zum Zweck, sich gegenseitig zu unterstützen, den Hinterbliebenen verstorbener Zunftmeister zu helfen und den Gesellen (Lehrlingen) eine gute Ausbildung zu vermitteln. Einzig die Zünfte waren befugt, zum erfolgreichen Abschluss der Berufslehre dem jungen Mann einen Gesellenbrief auszustellen. Im Namen des Stadtrates, in Einsiedeln des Fürstabtes, waren die Zünfte gehalten, sich um die Herstellung einwandfreier Produkte und um die fachgerechte Ausführung jedes Arbeitsauftrages zu bemühen sowie für gesunde Lebensmittel und gerechtfertigte, angemessene Preise zu sorgen. Aus der durch einige Zünfte eingerichteten Hilfsorganisation für Witwen, Waisen und Kranke ist die bekannte spätere, heute über 150 Jahre lang erfolgreich tätige “Einsiedler Krankenkasse“ hervorgegangen.

DORF UND KLOSTER. Im Laufe der Jahrhunderte haben sich die Aufgaben der Zünfte stark gewandelt, Lehrlinge werden nicht mehr von den Zünften ausgebildet. Diesen Auftrag haben die heutigen Berufsverbände und das öffentliche Gemeinwesen übernommen. Die Zünfte beteiligen sich jedoch nach wie vor bei den Prozessionen des Klosters Einsiedeln engagiert mehrmals im Jahr als Himmel-, Laternen- und Fahnenträger. Zudem sind die hiesigen Zünfte ein anerkannt gemeinnütziges Bindeglied zwischen dem Dorf und dem Kloster.

WEITERE INFORMATIONEN:

Broschüre zum 400-Jahr-Jubiläum der Einsiedler Zünfte (2021)